Andrea Zuccari ist mittlerweile nicht nur für seine Freediving Rekorde bekannt (u.a. -185m No Limits), sondern besonders dafür, dass es aktuell vermutlich niemanden gibt, der mehr über das Thema Druckausgleich weiss als er – Ärzte eingeschlossen.
Die teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler aus allen Ecken der Schweiz, vom blutigen Anfänger bis zum erfahrensten Apnoetaucher, hatten vor allem ein Ziel: «Entspannter tiefer zu tauchen». Doch wie lässt sich das bloss bewerkstelligen? «Keine Zauberei, aber zwei Tage Theorie anhören und dann im See tiefer tauchen, das klappt nicht» stellt Andrea gleich früh klar. «Nur wer nun täglich das Gelernte übt, die Druckausgleich Skills konsequent daheim verbessert und dann nach und nach im Pool ausbaut, der wird es auch im See schaffen, den perfekten Druckausgleich zu machen und somit einen entspannten Tauchgang zu erleben!»
Bereits in den ersten Minuten zeigte Andrea den Teilnehmenden auf, dass sie eigentlich gar nicht wussten, wie, wann und warum sie den Druckausgleich während ihres Tauchgangs machten und dass kaum Grundlagenwissen vorhanden war. Für was denn auch, denn unbewusst macht man vieles richtig – aber leider manchmal eben auch vieles falsch. Der Kern des Workshops war denn auch «nicht der Druckausgleich an sich sondern das Bewusstsein für sein Tun ist ausschlaggebend».
Zuerst wurden also die Grundlagen vermittelt, welche Organe des menschlichen Körpers beim Druckausgleich involviert sind. Oder um es in Andrea’s Worten zu sagen „Wie will man denn Autofahren, wenn man nicht weiss, was ein Gaspedal ist oder wofür man einen Schaltknüppel benötigt“.
Man merkte schon nach einer Stunde, es ist nicht der erste Vortrag zu dem Thema den Andrea hält. Routiniert bewegte er sich durch die gut aufbereiteten Folien und Videos und es gab keine auch noch so komplexe Frage, die ihn aus der Fassung bringen konnte. Langsam, konzentriert und mit sehr viel Einfühlungsvermögen führte Andrea die motivierte Gruppe durch den Workshop, forderte die Zuhörer auf mitzudenken, baute Übungen ein und beantwortete Fragen um Fragen kompetent und verständlich. Der «Aha» Effekt aller Teilnehmenden war bereits am ersten Morgen deutlich zu spüren –ein gutes Zeichen!
Nach einer kurzen Mittagspause ging es dann gestärkt in die zweite Runde, um an den einzelnen "Locks" zu arbeiten. Die Lage der Zunge, das Öffnen und Schliessen der Glotis, das Spiel mit dem Gaumensegel, unterschiedlichste Übungen, die die Teilnehmenden unter Anleitung von Andrea durchführten. Es gab viel zu lachen, als 22 Sportler mit ausgestreckter Zunge zum ersten Mal versuchten, ihre Glotis zu schliessen.
Am zweiten Tag ging es dann an den Otovent. Ein kleines Gadget, das mit der Luft aus der Nase bedient wird. Mit Hilfe des Otovents wurden nun die Grundlagen des ersten Tages in Kombination mit komplexeren Übungen wiederholt und durchgeführt. Andrea zeigte alle Fertigkeiten an sich selbst vor, erklärte, kontrollierte und korrigierte geduldig, bis wirklich jeder im Raum verstanden hatte, wie sich die jeweilige Übung anfühlte und wie sie effektiv ausgeführt werden musste.
Im Laufe des zweiten Tages erklärte Andrea detailliert die verschiedenen Arten des Druckausgleichs; Frenzel, Advanced Frenzel, Sequential Frenzel, Handsfree sowie Mouthfill. Er zeigte für jede Technik den sinnvollen Uebungsaufbau und gab Tipps für Trainingsmöglichkeiten. Und wer bis dahin dachte, dass der Mouthfill die absolute Erfüllung sei, dem wurde spätestens da bewusst, dass man auch ohne Mouthfill entspannt und locker auf -75m tauchen kann – aber nur mit der korrekten Umsetzung des Gelernten. Der letzte aber bestimmt grösste «Aha» Effekt des Workshops!
Nach beeindruckenden Videos von Andreas Rekorden wurden alle strahlenden Apnoetaucher mit einem Zertifikat der Equalization Academy verabschiedet.
Es war ein echt toller Workshop. Nun freuen wir uns auf die kommenden Seetrainings und dürfen auf neue Rekorde in der Schweiz gespannt sein. Grazie mille Andrea!